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Kommentar 22
August 2017: Make it Big oder: Alles Gute kommt von oben
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In Koblenz gibt es derzeit zwei Initiativen, was an sich schon unbedingt begrüßenswert ist, die mich als Künstler ansprechen, auch wenn ich mich nicht als Kulturschaffenden betrachte: Zum einen die Initiative, Christo möge das Deutsche Eck einpacken – aber nicht mitnehmen, denke ich. Zum anderen gibt es die Überlegung, Koblenz möge sich als Europäische Kulturhauptstadt 2025 bewerben.
Die Bundesgartenschau 2011 war auch eine Art Überraschungs-Coup, weil sich die Stadt für die Schauen 2013 oder 2015 beworben hatte – erfolglos. Dann aber gab Duisburg seinen Zuschlag zurück und Koblenz sprang ein. Unbedingt zum Vorteil der Stadt in Hardware, sprich Gebäude und Plätze, aber auch Software, sprich Bewusstsein der Bürger.
Für mich steckt hinter der Vorstellung, dass positive Veränderungen in der Stadt nur von oben, also über Großereignisse zustande zu bringen sind, das preußische Erbe der Stadt. Wo von unten nichts wächst oder wachsen gelassen wird, muss von oben der Segen kommen.
Die Ambitionen auf nationale und internationale Event-Ereignisse sind nicht nur vorhanden, sondern durchaus respektabel. Aber es gibt nach wie vor zu wenig Ehrgeiz, eine eigene Szene zu entwickeln oder zu unterstützen und seiner Verantwortung als Oberzentrum im nördlichen Rheinland-Pfalz gerecht zu werden. Da scheint eine Art Minderwertigkeitskomplex am Werk zu sein, wir sind ja Provinz, also muss alles, was von hier kommt, provinziell sein, kann also nicht große Kunst sein. Die kann man sich ja nur von außerhalb holen.
Viel Erfolg.
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