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Alle Rechte vorbehalten © All rights reserved by Klaus-Dieter Regenbrecht 1998 - 20
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Auszug aus der Erzählung Jäger und Gejagter - Tod eines Doppelgängers

"Schweine!", zischte Roger, griff ins Handschuhfach, nahm etwas heraus, und an dem Geräusch erkannte Karl-Dorian, dass sein Kumpel eine Pistole oder einen Revolver entsichert hatte.
Sie kamen durch fruchtbare Becken, in denen die Frühjahrssaat aufgegangen war. Fuhren durch Karstformationen und tiefe Täler. Springlebendige Bäche sahen sie, in denen das Wasser klar und reißend und blau war. Die wilden Schluchten des Balkan im Mai. In den Bächen lagen weiße Felsen und Uferbewuchs säumte frischgrün die Wasserläufe und nichts schien sich zu rühren außer dem Wasser. Gelegentlich glaubte Kado hoffnungsvoll, das sind die Abruzzen, wir sind in Italien, dem Traumland der Dichter. Aber dann fuhren sie durch Dörfer, in denen nur noch Ruinen standen. Schwarze Fensterhöhlen und verkohlte Dachstühle und klaffende Mauerlücken und doch wagte man bereits hie und da Reparatur und Neuaufbau.

Roger und Karl-Dorian gewannen Höhe und drangen tiefer ins Landesinnere vor, kamen den Kampfgebieten, die von manchen Offiziellen auch als Waffenstillstandsgebiete bezeichnet wurden, näher und näher. Ausgebrannte Lastwagen und Panzer. Ganz selten zeigten sich Menschen alleine oder in kleinen Gruppen. Meist tauchten sie in Verbänden auf, in Kolonnen, in langem Zug auf der Flucht. Und dann stieg Staub auf und puderte Steine und Pflanzen und Schuhe.
Kado musste Roger aufwecken, es wurde langsam mulmig, er hatte sich hoffnungslos verfranst. Er wusste nicht mehr, wo sie waren.
"Du pennst und ich kann sehen, wie ich zurande komme. Keine Straßenschilder mehr, die Leute können oder wollen einem nichts sagen. Jetzt musst du mal gucken, wo wir sind und wie es weitergeht."

Roger rieb sich die Augen und kletterte auf den Beifahrersitz:
"Fahr erst einmal weiter, Junge. Wir müssen an einen Punkt kommen, an dem wir uns orientieren können, eine Kreuzung, ein Kaff, eine Brücke, irgendwas."

Und nur ein paar hundert Meter weiter lag vor ihnen in einer Talmulde eine größere Ansiedlung, die von der Anhöhe her einen zwar verlassenen, aber kaum zerstörten Eindruck machte. Sie hatten die halbe Distanz hinter sich gebracht und passierten vereinzelte Gehöfte, als Roger Kado unvermittelt ins Steuerrad griff. Karl-Dorian trat unwillkürlich auf die Bremse und sah, dass sie in einer Hofeinfahrt standen.

"Schweine!", zischte Roger, griff ins Handschuhfach, nahm etwas heraus, und an dem Geräusch erkannte Karl-Dorian, dass sein Kumpel eine Pistole oder einen Revolver entsichert hatte.

Und hier eine akustische Leseprobe:

© by Klaus-Dieter Regenbrecht 2000 - Leseprobe aus "Der Doppelgänger
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