Home
Jetzt bestellen bei
Amazon.de * libri * Buchhandel.de * booklooker
Alle Rechte vorbehalten © All rights reserved by Klaus-Dieter Regenbrecht 1998 - 20
21

 

Neuerscheinungen bei Knaus * Frührjahr 2013

„Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr“ von Meike Winnemuth

Mitlife-Reise statt Midlife-crisis
Das große Los, die halbe Million bei Jauch, war für die Autorin gewissermaßen Wegfall der letzten Ausrede, NICHT auf eine Weltreise zu gehen. Was Titel und Aufmachung auf den ersten Blick suggerieren, dass sich da jemand auf eine Weltreise macht, für den das ein bisher unerreichbarer Wunschtraum war, stimmt allerdings nicht. Die Autorin ist Journalistin und hat auch vorher schon von Berufs wegen die Welt bereist. Während der im Buch geschilderten Weltreise macht sie auch weiterhin viel von dem, was sie vorher und nachher tat und tun wird: Sie schreibt.

Besonders das Kopenhagen-Kapitel, in dem die Adressatin sie selbst als Teenagerin ist, macht deutlich, dass diese Weltreise auch dazu dient, sich selbst auf die Spur zu kommen. Jedes der 12 Städtekapitel ist an eine Person gerichtet; die Briefform, inclusive Blog, ist mit Sicherheit die hier am besten geeignete Form.

Natürlich ist diese Form der Selbstfindungsreise einer Frau über Fünfzig nicht unbedingt eine aufregende Lektüre für einen Mann jeglichen Alters (aber die lesen ja ohnehin nicht allzu viel). Für mich als Mann über Sechzig ist die Lektüre dennoch unterhaltsam und aufschlussreich gewesen, denn es finden sich hier eine Menge Aspekte und Erfahrungen, die man sonst nicht lesen kann.

„German für Deutsche: Die 666 wichtigsten Wörter zum Überleben“ von Jo Wüllner

Germanien oder Germany oder doch Deutschland?
"German für Deutsche", der Titel signalisiert nicht nur Ironie sondern ist gewissermaßen auch eine Replik auf Bücher wie "Deutsch für Kenner" von Wolf Schneider, der das Deutsche, bzw die deutsche Sprache rein halten will, frei von Anglizismen. Sehr interessant, ausreichend wissenschaftlich und erfreulich unterhaltsam deshalb natürlich vor allem die rund 50 Seiten Einleitung vor dem eigentlichen Verzeichnis "Die 666 wichtigsten Wörter zum Überleben".

Wüllners Verdienst ist es, detailliert aufzuzeigen, dass in den allermeisten Fällen die deutsche Sprache durch die Anglizismen gewinnt, vielfältiger und präziser wird; und eben keineswegs ärmer wird und ungenauer (werden muss).

Eine lohnende Lektüre, bei der auch ein Bastian Sick ("Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod") in seine Grenzen verwiesen wird, was in diesem Rahmen wirklich 'Sinn macht'.

Falscher Mann: Wirtshauskrimi von Franz Xaver Roth

Die falsche Frau Kümmernis
Falscher Mann ist bereits der zweite Krimi und der erste Wirtshauskrimi von Franz Xaver Roth und man fragt sich, ob wirklich auch noch das letzte soziologische Biotop krimi-spezifisch ausgeleuchtet werden muss. Natürlich, anders geht es hier schon zu, ganz anders als in den gängigen Privatdetektiv- oder Kommissarinnen-Krimis. Und Roth trifft dieses Milieu sehr ordentlich mit seiner reduzierten und lakonischen Sprache.

Der Nachteil liegt auch am Milieu, es wird viel herumgehockt, geraucht, getrunken und vor allem geredet. Ein Action-Krimi kann dabei nicht herauskommen.

Dabei ist der der Handlung zugrunde liegende Konflikt sehr originell und richtig gut: Die Legende der Kümmernis. Einer volkstümlichen Figur am Kreuz. Mit Jesus-Bart aber in Frauenklamotten. Also geht es auch um Geschlechterrollen, Transsexualität und wie alle die möglichen Spielarten heißen mögen. Und den Tod einer Frau, die vor vielen Jahren als Knabe in der Nachbarschaft des Wirtshauses zur Welt gekommen war und später nach Brasilien auswanderte, als Prostituierte arbeitete und zurückkam, um Vergeltung zu üben.

Der Krimi ist wirklich unterhaltsam, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass man aus dem Stoff mehr hätte machen können.

© by Klaus-Dieter Regenbrecht, Koblenz im März 2013

Hier geht es zu den Besprechungen Herbst 2012