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Sprache ändert sich

Ja, Sprache ändert sich. Und wer wissen möchte, wie, sollte mal in die Linguistik schauen, e. g. was unter Indogermanischer Lautverschiebung, Assimilation oder Korrumpierung zu verstehen ist. Was aktuell unter „Sprache ändert sich“ postuliert wird, ist eine Änderung der Sprachgewohnheit, des Sprachgebrauchs – und dazu lediglich einer bestimmten Clique. 

Sprache ist ein abstraktes System, das durch Sprechen, Schreiben, Aufzeichnen konkret wird. Dass es auch Sprachen gibt, die weder Verschriftlichung kennen, noch technische Aufzeichnung, zeigt uns, dass das abstrakte System Sprache vor allem in den Hirnen der Menschen gespeichert ist. Weshalb Sprachen wie Pflanzen und Tiere aussterben können. Es dürfte kaum verwundern, dass das, was in den verschiedenen Hirnen an Sprache vorhanden ist, große Unterschiede aufweisen kann. Was in dem einem Kopf unter Liebe verstanden wird, muss es nicht in einem anderen bedeuten.

Wenn wir uns auf die alphabetischen Sprachen beschränken, wissen wir, dass Buchstaben und Silben Bedeutung (Semantik) haben und einen Klang (Phonetik). Wir wissen auch, dass die Zuordnung von Zeichen (Buchstabe, Silbe, Wort) zum Klang nicht eindeutig ist, im Vergleich e. g. zwischen englischer, deutscher und französischer Aussprache.

Was hat sich an der deutschen Sprache geändert, wenn eine Gruppe von Sprechern dem Asterisk eine neue Bedeutung beimisst? Nichts. Was hat sich an der deutschen Sprache geändert, wenn grammatikalische Phänomene wie das generische Maskulinum, Femininum und Neutrum falsch verstanden werden? Nichts. (Das Personal besteht nicht aus Gegenständen, die Belegschaft nicht nur aus Frauen, der Hammer ist kein Mann).

Selbstverständlich können Veränderungen der Sprachgewohnheiten mittel- und vor allem langfristig das verändern, was an Sprachmöglichkeiten in die Hirne neuer Generationen kommt. Und, auch dem Irrtum muss vorgebeugt werden, Sprache entwickelt sich nicht logisch, rational, nicht nur logisch und rational.

Es gibt viel Unsinniges, Widersprüchliches in allen Sprachen. Im Englischen gibt es das Wort „cleave“, das womöglich vom Nomen „cleavage“ her bekannt ist, dessen semantisches Feld so breit ist, dass es sein eigenes Gegenteil bedeuten kann, nämlich einerseits zusammenfügen, anhaften andererseits spalten, trennen. Warum das so ist, erhellt wiederum das linguistische Feld der Etymologie: im Altenglischen „clifian“ für anhaften, festhalten, sowie „cleofan“ für spalten, teilen. Aus zwei verschiedenen, aber ähnlich klingenden Worten ist eins geworden, das beide Bedeutungen übernommen hat. Welche Bedeutung die zutreffende ist, müssen sich der Sprecher, Hörer, Leser aus dem Zusammenhang erschließen.

“Cleavage“ wiederum hat unterschiedliche Bedeutungen, je nachdem ob es im „Anatomical and Cultural Context“ verwendet wird (the area between a woman's breasts); im „Biological Context“ (the process of cell division, especially in early embryonic development); im „Political Science Context“ (analyzes how societal divisions influence party systems and electoral behavior, introduced by Seymour Martin Lipset and Stein Rokkan in 1967). 

Wenn die Gedanken frei sind, dann ist es die Sprache in der Verbindung von Worten oder Bedeutungen und Empfindungen ohne Worte allemal. (c by kloy 2024, support from perplexity.ai) 

Klaus-Dieter Regenbrecht, Koblenz im November 2024.