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Alle Rechte vorbehalten © All rights reserved by Klaus-Dieter Regenbrecht 1998 - 20
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Auszug aus dem Roman
"Die Rheinland-Papiere oder Die Tricks der Bücher"

Rosmarie besorgte sich einen CD-Walkman, legte die Scheibe auf und lief mit Kopfhörern durch die Gegend. Es geschah etwas mit ihr. Sie fing an zu hören und zu sehen, es war ihr, als käme sie von einem Trip herunter, einem Trip, der sie mindestens zehn Jahre umnebelt hatte. Sie lebte, sie fing wieder an zu leben und sie sah Licht, sie sah einen Weg vor sich, sie war voller Sehnsucht.

No regrets, Coyote, we just come from such different sets of circumstance, es gibt nichts zu bereuen, Coyote, wir kommen einfach nur aus verschiedenen Verhältnissen. Nein, zu bereuen gab es nichts, was gewesen war, war vorbei, und es gab einen neuen set of circumstance.

Zurück in ihrem Hotelzimmer, studierte sie die Karte und suchte sich eine Route für ihren Nachmittagsausflug aus. Sie legte sich aufs Bett, blätterte in den Zeitschriften, hörte Joni Mitchell, die auf Hejira von 1976 gar nicht mehr nach Folk klang, sondern eher jazzig und wie von heute, obwohl die Aufnahmen ja auch schon fast zwanzig Jahre alt waren. Das Cover zeigte Joni Mitchell vor überbelichteter Landschaft mit einer Andeutung von Bäumen.

Joni, eine selbstbewusste Frau, eine schöne Frau mit Baskenmütze und wehenden, blonden Haaren, vollem Mund mit betonter Unterlippe, feinem Näschen und festem Blick, Zigarette in der rechten Hand, die linke in der Tasche eines Mantels oder Umhangs. In den dunklen Umhang war ein Bild eingeblendet. Da, wo ihr Leib war, sah man die weißen Mittelstreifen einer Landstraße, die sich in einer flachen, endlosen Landschaft in einem Horizont mit weißen Wolken verlor, blütenweiße, sich himmelhoch auftürmende Kumuli, knapp unter ihrer Brust: A prisoner of the white lines on the freeway, eine Gefangene der weißen Linien auf der Autobahn. Die weiße Linie zielte genau auf Jonis Herz.

Auch das Gesicht war leicht überbelichtet. Wenn man den Blick unscharf stellte, erkannte man die dunklen Punkte der Pupillen, Andeutungen von Augenbrauen, kaum Wimpern, zwei dunkle Nasenlöcher, den Mund und die Schatten unter zwei prägnanten Wangenknochen. Bei auf weit gezoomtem Blick wirkte Jonis Gesicht maskenhaft, eine weiße Glanzlackmaske, dachte Rosmarie sich die vollen Lippen weg, traf es sie ins Herz, weil sie ihren Schädel fleischlos sah, unbarmherzig.

Auszug aus "Die Rheinland-Papiere" TABU LITU Buch 9

Zettelasten Rheinland-Papiere

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