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Der Kommentar
zur Frankfurter Buchmesse 1999
und zu anderem:

Das Bad der Psyche oder
Was alles baden gehen muss,
bevor man ins Wasser geht!

 
Dass die Frankfurt Book Fair eine kommerzielle Veranstaltung ist, dürfte bekannt sein. Und muss ja auch nicht schlecht oder schlimm sein. Erlaubt muss aber auch die Frage sein, ob es wirklich völlig gleichgültig ist, wie und womit man sein Geld im Bereich Buch/Literatur verdient.

Beispiel eins: Oskar und die Kampagne.
Wer heute noch glaubt, bei Oskar Lafontaines Buchveröffentlichung, seiner plötzlichen Präsenz in Talkshows, Boulevard-Gazetten, auf der Buchmesse sei es um irgend etwas anderes gegangen als eine PR-Kampagne, ist über die Maßen naiv. Es ging allein ums Geld, die Rendite des Buchproduzenten, nicht um Rache oder Nachkarten oder schlechtes Mannschaftsspiel.
Der Beweis: In dem Moment, als das Buch auf dem Markt und in der Bestsellerliste war, es endlich jeder vollständig hätte lesen und über den Inhalt reden können, ist genau das nicht passiert. Es wurde und wird nicht gelesen und es wird auch nicht mehr darüber gesprochen, was vorher die ganze Republik erregte.

Beispiel zwei: KAFF und Tabu Litu zum ersten Male auf der Messe.
Geht es im ersten Beispiel ums große Geld, geht es hier um die Pfennige oder Zentimeter, aber genau so wenig wie oben um Inhalte. Das heißt, selbst die regionalen Medienmenschen, die daher anreisten, woher auch wir angereist waren, und die dann dorthin zurückkehrten, wohin auch wir wieder zurückkehrten, berichteten über die Größe, resp. Winzigkeit unserer Koje usw. Auch die Abwesenheit junger, schöner Frauen an unserem Stand wurde vermerkt. Das im übrigen ein Punkt, den ich nicht einmal bedauere, denn die schönen, jungen Frauen an den anderen Ständen habe ich mir auch ansehen dürfen. Sie waren ja nicht so weit weg, die anderen Stände. Ist es wirklich naiv, darauf zu hoffen, dass dann, wenn man schon nicht versucht, mit den großen Hunden pissen zu gehen, vielleicht doch jemand aus lauter Langeweile mal in ein Buch schaut? Merkwürdig allerdings, dass der Besuch bei http://www.kloy.de während der Messe auf einen Tagesdurchschnitt von fast vierzig gestiegen ist. (Was mir heute im Januar 2000 allerdings wie die gute alte Zeit vorkommt).

Was wir erleben, ist das Verschwinden der Inhalte, der Wirklichkeit letztendlich.
Nicht mehr die Welt im Internet, im PC ist virtuell, sondern das, was die Wirtschaft aus unser Realität macht. Das hat nix mehr mit Kapitalismus zu tun. Weil es überhaupt nicht um Waren und Produktion und Produktionsmittel geht.

Was im Verlagswesen geschieht, immer größere Konzerne, immer höhere Rendite, egal womit, ist in der übrigen Wirtschaft ja längst in vollem Gange. Es geht nicht um Produktion, schon gar nicht darum, Menschen Arbeit und ein Einkommen zu sichern, es geht allein darum, einen mehr und mehr irrealen, maschinengesteuerten Produktionsablauf zu installieren, möglichst ohne Menschen, einzig aus dem Grunde, an die Börse gehen und dort mitspielen zu können. Und das Spiel der Global Player ist virtuell, das wird niemand bestreiten können.

Aber ich befürchte, die Realität lässt sich nicht so leicht abzocken. Und es wird ein böses Erwachen geben, wenn wir alle wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden, von denen die Manager so gerne labern. Sie sind falsche Schamanen, sie sie sind in Trance, sie glauben fliegen zu können. Sie werden abstürzen. Ob sie das Glück haben werden, auf die Füße zu fallen, bezweifele ich.

Und Oskars Herzschlag, da bin ich mir ziemlich sicher, ist ein reiner Phantomschmerz.

© by kloy 2000