Dass
die Frankfurt Book Fair eine kommerzielle Veranstaltung ist, dürfte
bekannt sein. Und muss ja auch nicht schlecht oder schlimm sein. Erlaubt
muss aber auch die Frage sein, ob es wirklich völlig gleichgültig ist,
wie und womit man sein Geld im Bereich Buch/Literatur verdient.
Beispiel
eins: Oskar und die Kampagne.
Wer heute noch glaubt, bei Oskar
Lafontaines Buchveröffentlichung, seiner plötzlichen Präsenz in
Talkshows, Boulevard-Gazetten, auf der Buchmesse sei es um irgend etwas
anderes gegangen als eine PR-Kampagne, ist über die Maßen naiv. Es
ging allein ums Geld, die Rendite des Buchproduzenten, nicht um Rache
oder Nachkarten oder schlechtes Mannschaftsspiel.
Der Beweis: In dem Moment, als das Buch auf dem Markt und in der
Bestsellerliste war, es endlich jeder vollständig hätte lesen und über
den Inhalt reden können, ist genau das nicht passiert. Es wurde und
wird nicht gelesen und es wird auch nicht mehr darüber gesprochen, was
vorher die ganze Republik erregte.
Beispiel
zwei: KAFF und Tabu
Litu zum ersten Male auf der Messe.
Geht es im ersten Beispiel ums große Geld,
geht es hier um die Pfennige oder Zentimeter, aber genau so wenig wie
oben um Inhalte. Das heißt, selbst die regionalen Medienmenschen, die
daher anreisten, woher auch wir angereist waren, und die dann dorthin
zurückkehrten, wohin auch wir wieder zurückkehrten, berichteten über
die Größe, resp. Winzigkeit unserer Koje usw. Auch die Abwesenheit
junger, schöner Frauen an unserem Stand wurde vermerkt. Das im übrigen
ein Punkt, den ich nicht einmal bedauere, denn die schönen, jungen
Frauen an den anderen Ständen habe ich mir auch ansehen dürfen. Sie
waren ja nicht so weit weg, die anderen Stände. Ist es wirklich naiv,
darauf zu hoffen, dass dann, wenn man schon nicht versucht, mit den großen
Hunden pissen zu gehen, vielleicht doch jemand aus lauter Langeweile mal
in ein Buch schaut? Merkwürdig allerdings, dass der Besuch bei http://www.kloy.de
während der Messe auf einen Tagesdurchschnitt von fast vierzig
gestiegen ist. (Was mir heute im Januar 2000 allerdings wie die gute
alte Zeit vorkommt).
Was wir
erleben, ist das Verschwinden der Inhalte, der Wirklichkeit
letztendlich.
Nicht mehr die Welt im Internet, im PC ist
virtuell, sondern das, was die Wirtschaft aus unser Realität macht. Das
hat nix mehr mit Kapitalismus zu tun. Weil es überhaupt nicht um Waren
und Produktion und Produktionsmittel geht.
Was im
Verlagswesen geschieht, immer größere Konzerne, immer höhere Rendite,
egal womit, ist in der übrigen Wirtschaft ja längst in vollem Gange.
Es geht nicht um Produktion, schon gar nicht darum, Menschen Arbeit und
ein Einkommen zu sichern, es geht allein darum, einen mehr und mehr
irrealen, maschinengesteuerten Produktionsablauf zu installieren, möglichst
ohne Menschen, einzig aus dem Grunde, an die Börse gehen und dort
mitspielen zu können. Und das Spiel der Global Player ist virtuell, das
wird niemand bestreiten können.
Aber ich befürchte,
die Realität lässt sich nicht so leicht abzocken. Und es wird ein böses
Erwachen geben, wenn wir alle wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt
werden, von denen die Manager so gerne labern. Sie sind falsche
Schamanen, sie sie sind in Trance, sie glauben fliegen zu können. Sie
werden abstürzen. Ob sie das Glück haben werden, auf die Füße zu
fallen, bezweifele ich.
Und
Oskars Herzschlag, da bin ich mir ziemlich sicher, ist ein reiner
Phantomschmerz.
© by kloy 2000 |