Home
Jetzt bestellen bei
Amazon.de * Buchhandel.de * booklooker
Alle Rechte vorbehalten © All rights reserved by Klaus-Dieter Regenbrecht 1998 - 2021

Zettelkasten, Zettel Sprach und Literatur

Hier blüht die Blume Hajella. Handke, Jelinek, Laederach, der Neuen Deutschen Literatur (Neu Deli) willkürlich ernannte Protagonisten, die ohne weiteres durch eine Unmenge anderer ersetzt werden könnten. So wäre auch eine Halleluja-Literatur zu definieren.
Hajella klont die Sätze. Ausgangsmaterial sind Sätze mit unterschiedlicher Tiefen- und Oberflächenstruktur. Dann werden Klone angesetzt, die die Oberflächenstruktur bei gleichbleibend unterschiedlicher Tiefenstruktur vereinheitlichen. Es ist ohne Zweifel ein genialer Kunstgriff, Klone kreativ einzusetzen. Hajellatexte sind von allerhöchster Ästhetizität. Die Krux liegt darin, dass es in Neu Deli nur noch Hajella-Schriftstellerinnen und Schriftsteller gibt, die Klone auf die Oberflächenstruktur ihrer Texte ansetzen. Kafka war einer der ersten, der, damals noch ohne gentechnisches Know-how, einen ähnlichen Effekt erzielte.

Die heutigen Hajella-Einheitslangweiler schaffen den Einstieg in die gentechnische Literarizität entweder durch Konditionierung oder durch Software. Es gibt auch Hajella, bei denen alle Sätze eine identische Tiefenstruktur haben. Diese Kunstwerke sind von den normalen Hajellatexten, denen nämlich mit variierender Tiefenstruktur, geklonter Oberflächenstruktur, natürlich nicht zu unterscheiden, es sei denn, und auch das ist eine in Neu Deli gern genutzte Möglichkeit, man setzt sogenannte Chamäleonklone (Klone mit dem Mutationsbefehl "popmoderner Trivialroman" z.B.) an, die die Oberflächenstruktur vielfältig erscheinen lassen.

Die Wurzelextraktion mit Vorhaut und Schamhaar. Brüllen müssen Sie. Brüllen vor Schmerz. Am Anfang ist nicht das Wort. Am Anfang ist der Schmerz. Am Anfang wird gebrüllt. Unser erster Sprachraum ist der Kreißsaal, und der Mutter Sprache ist unser aller Muttersprache: Stöhnen und jammern, brüllen und wimmern. Urschrei und Urknall.

Die Studentin Stella Stomski ist von einem Sternchen entbunden worden. A star is born in Borneo im Neonlicht Westberlins, September 1989. Den Knüller gleich vorne weg. Mona Stomski hat mit zunehmendem Spracherwerb ihre erworbene Immunschwäche überwunden. Die Aidsinfektion hatte Mona von ihrer Mutter mitbekommen als Mitgift. Stella Stomski wiederum wurde von dem fahrenden Seemann Samuel Spieker mit der tod-bringenden Abwehrschwäche behaftet. Bei Mona und Stella Stomski stammten Konzeption und Infektion aus genetisch konfektionierter Quelle, sprudelte das verseuchte Sperma aus seemännischem Stamme. Ein Bündel DNS mit einem Schwanz. Samuel Spiekers Spekuliernippes passte aber noch lange nicht in jede konfektionierte Größe von der Stange.
(...)
An den Spielen ihrer Kinder sollt ihr sie erkennen, weil die Erwachsenen sie sich ausdenken - die Bücher und die Kinder? Spielbuch mit dreigeteilten Seiten. Um weiterzublättern, muss das Kind also dreimal zuschlagen, um umzuschlagen, um nicht aus der Art zu schlagen. Vierfarbige Tierzeichnungen mit dreisilbigen Tierbezeichnungen. Such as Kän/gu/ruh, Sta/chel/schwein, Ze/bra/fink, Wur/zel/bär usw. Die Kinder können Tiere herstellen, bei denen sie Kopf, Rumpf und Hinterteil beliebig miteinander kombinieren. Das heißt, wir haben ein gentechnisches Spiel, wollmilchtragendeeierlegendekotelett Giraffe. In the very same a-speckt ist es ein sprachkreatives Buch: Känchelfink, Stabrabär, Zezelruh, Wurguschwein and so on and on and on eternally.
Nachdem Stella Stomski erfahren hatte, dass sie nicht nur schwanger, sondern auch aidsinfiziert war, entschloss sie sich zu einem außerordentlichen Schritt. Als promovierende Zoologin besaß sie selbst einige Kenntnisse, vor allem aber ausgezeichnete Kontakte zu ausgewiesenen Koryphäen auf den Gebieten der Immunologie und der Gentechnik.

Aus: Stellas Promotion © by Klaus-Dieter Regenbrecht,  1993, zurück zum emblem zettelkasten