Mit anderen Worten: Wie sieht es mit der eigenen
Karriere aus? Nach meiner Dekadeneinteilung bin ich im dritten
Jahrzehnt, in der Phase "Ich werde als Schriftsteller
anerkannt" (in welchem Rahmen auch immer) und noch vor der Phase,
in der man anfängt, richtig Kohle zu machen. In den zurückliegenden
zwei und einer halben Dekade habe ich gelernt, ohne öffentliche
Anerkennung und damit ohne große kommerzielle Mittel auszukommen. Mir
ist es auch nicht mehr so wichtig damit, wenn es mir das noch wäre,
müsste ich verzweifeln, etwas Grundlegendes ändern, mir etwas
vormachen oder mehr Jahre vor mir haben, als ich haben will. All das
habe ich nicht vor.
Wichtig ist, genug zu fressen zu haben und ein
(teilweise sogar eigenes) Dach
über dem Kopf (nicht zu vergessen, die Menschen um mich herum) und das schreiben zu können, was ich kann und
will. Und
ich weiß, dass das über weite Strecken besser ist als vieles, was
verlegt und gelesen, dekoriert und bejubelt wird. Ich weiß ebenso, dass
es keinen Anspruch geben kann, angemessen zur Kenntnis genommen zu werden.
Nicht verschweigen will ich, dass die Leserschaft meiner Texte im Internet um
ein Vielfaches größer ist als die der gedruckten. Zudem mit völlig anderen
Präferenzen: Der Gedichtband sum mor tym ist so gut wie nicht zu verkaufen,
die entsprechenden Seiten werden aber
sehr stark frequentiert. Das
Gute wird sich am Ende immer durchsetzen, ist ein saudummer nämlich paradoxer
Spruch. Wollte man erfolgreich das Gegenteil beweisen, hätte man faktisch
seine Richtigkeit bewiesen: Alle Schriftsteller lügen!
Ich will nichts mit all den Arschlöchern zu tun haben,
die in Jurys, Lektoraten, Ministerien, Kulturdezernaten und Redaktionen sitzen. Und sie sind
Arschlöcher, auch wenn nette darunter sind und jede Menge kompetente.
Das Problem ist so einfach wie unlösbar; sie haben zuviel Macht. Keiner
und keine von ihnen hat diese Macht, wenn auch nur in einem Segment des
Literaturbetriebes, verdient, sich erarbeitet. Und Macht muss man sich
in vielen Jahren erarbeiten. Sonst ist sie ein Popanz. (Von
Verantwortung der Literatur gegenüber ... mein Gott, wer würde so
etwas noch in den Mund nehmen?!)
Eigentlich könnte ich gut und zufrieden leben, wenn es
da nicht überall noch Behörden und sonstige städtische und staatliche
und kammerliche Einrichtungen gäbe, die einem das Leben wirklich schwer
machen. Weil ich Freiberufler (Schriftsteller), Selbstständiger
(Dozent) und Gewerbetreibender (Selbstverlag) bin, geht ein zu großer Anteil meiner Zeit und Arbeitskraft
und Geld verloren an: Finanzamt, Krankenkasse,
Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, Industrie- und
Handelskammer und und und. Das Schöne könnte sein, jedoch
Komplizierende ist beispielsweise, dass ich als Dozent (Englisch) auf
meine sprachlichen, literarischen Kenntnisse zurückgreifen kann wie auf
das Wissen, das ich mir in Bezug auf das Internet angeeignet habe.
Das Problem liegt darin, dass man in jeder
Sparte behandelt wird, als sei diese Sparte die einzige Sparte. Es ist zum Kotzen. Und alle wollen sie nur
eins: GELD! Und zwar in einem Umfang, der auf dem Ausgangsirrtum
basiert, der Mensch sei entweder Beamter oder Verleger oder oder. Die
Flexibilität, die angeblich in einer modernen Gesellschaft Zukunft
haben soll, wird durch die nach wie herrschenden Gesetze verhindert. Es
ist abzusehen, dass die Firma kloy mit den og Geschäftsfeldern irgend
wann die Segel streicht und sich auf einen Geschäftsbereich
beschränken muss. Aber das Teuflische ist, dass zur Zeit keiner meiner
drei Geschäftsbereiche allein überlebebensfähig ist. Wen interessiert
es, dass ich mit dieser Dreier-Konstellation glücklich bin/sein
könnte, dass ich mich nicht beschränken will? Das Konsortium kloy wird
per Gesetz abgeschafft werden.
Und genau das passiert
im Moment (Februar 2001) durch ein Gesetz von 1920 über die Sozialversicherungspflicht von selbständigen Dozenten.
Um auch das in aller Deutlichkeit klar zu
machen: Ich beschwere mich nicht, dass selbst bei einem so geringen
Umsatz/Einkommen wie bei mir weniger als die Hälfte übrig bleibt. Was
mich nicht glücklich macht, ist die Tatsache, dass Existenzen wie meine
systematisch zerstört werden.
dass Existenzen
systematisch zerstört werden
Ich für meinen Teil habe die Konsequenz gezogen,
mache unbeirrt weiter as long as I live und habe testamentarisch festgelegt, dass nach meinem Tode nichts aber auch gar
nichts von mir allein Geschaffenes urheberrechtlich genutzt werden darf. Nach
derzeitiger Gesetzeslage bis 70 Jahre nach meinem Tod. Kein Druck, kein
Film, kein Ton, kein Internet. Das mag niemanden interessieren, aber mir
tut es gut, dass zu wissen: |